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18.01.22 –
Wir in Idar-Oberstein – wir halten zusammen
Ich stehe hier als Mitglied des Stadtrates und als Arzt, der nun schon 35 Jahre in unserem Krankenhaus arbeitet.
Idar-Oberstein ist durch den schrecklichen Tankstellenmord am 18. September im letzten Jahr zu weltweiter trauriger Berühmtheit gelangt - ich will aber dass unsere Stadt auch wieder bekannt wird als die Stadt, in der alle Demokraten zusammen halten und dafür sorgen wollen, dass möglichst alle Bürger die Pandemie heil überstehen und weiter rücksichtsvoll und nachbarschaftlich miteinander umgehen.
Hass und Hetze haben dazu geführt, dass selbst der harmlose Hinweis auf die Benutzung der Maske im Geschäft einen Mann so außer Kontrolle brachte, dass er gezielt nach Hause fuhr und mit Waffe zurück kam und den jungen Mann in der Tankstelle ermordet hat.
Wie kann es dazu kommen, dass Menschen so sehr ihre Hemmungen verlieren, einen anderen Menschen zu verletzen oder gar umzubringen? Hemmungen, die wir im täglichen Leben im Umgang miteinander immer brauchen, sonst kann man nicht unbefangen miteinander leben.
Das ist nur zu verstehen wenn man sich das Ausmaß an Hass und Hetze vor Augen führt, mit dem wir zur Zeit umgehen müssen.
Da wird behauptet, die Regierung habe die Pandemie erfunden, um den Bürgern ihre Freiheit und Grundrechte weg zu nehmen und dagegen dürfe man mit allen Mitteln kämpfen. Das würde bedeuten, dass weltweit alle Regierungen gleichzeitig diese Pandemie erfunden haben, alle Regierungen ob diktatorisch oder demokratisch regiert, von Russland bis Portugal, von China über Brasilien oder England. Wie absurd das ist erkennt eigentlich jeder sofort, es wird aber weiterhin behauptet und als Argument benutzt zum Protest.
Da werden Ärzte als „Giftspritzer“ und „Mörder“ bezeichnet, wenn sie impfen oder zur Impfung gegen Corona raten. Und diese Ärzte gehören nach ihrer Meinung „an die Wand gestellt“ oder an „den nächsten Baum gehängt“, da wird in entsprechenden Foren zur Bewaffnung und zur Gewalt gegen Praxen, gegen Gesundheitsämter, Impfzentren und Impfbusse aufgerufen. Und zwar von genau diesen Gruppen, die hier wie anderswo zu „harmlosen Spaziergängen“ aufrufen!
Hass auf dieselben Ärzte, von denen wir zu Recht erwarten, dass sie uns im Notfall korrekt „zusammenflicken“, wenn wir mit einem Unfall ins Krankenhaus kommen. Wir alle erwarten natürlich, dass Kardiologen Tag und Nacht im Notfall zur Verfügung stehen, um den Herzinfarkt schnell und richtig zu behandeln, egal ob wir die Medikamente kennen oder die Technik kennen, die dazu gebraucht wird. Genauso erwarten doch alle Patienten mit einem Schlaganfall so schnell wie möglich und richtig versorgt zu werden, auch da kennen die wenigsten Patienten die Medikamente oder die neuesten Methoden zur Akutbehandlung. Aber alle gehen zu Recht davon aus, dass Ärzte ihre Arbeit gut und richtig und zum Wohle des Patienten machen!
Wo kommt auf einmal der Hass auf diese Helfer her, wenn es um das Impfen geht?
Hat doch erfolgreiches Impfen die Menschheit komplett von der fürchterlichen Seuche Pocken geheilt, an der über Jahrhunderte viele Millionen Menschen gestorben sind. Masernimpfungen haben fast alle Kinder vor dieser nicht selten tödlichen Krankheit bewahrt. Die Kinderlähmung ist durch erfolgreiches Impfen in Deutschland praktisch ausgerottet. Wer gegen Tetanus geimpft ist - stirbt definitiv nicht mehr am Wundstarrkrampf. Übrigens waren alle diese Impfungen aus der Not entstanden, viele Kranke und Sterbende nicht erfolgreich behandeln zu können. Auch alle diese Impfungen waren zu Anfang nicht perfekt, wurden im Lauf der Jahre weiterentwickelt!
Für einen Arzt ist das erste Grundrecht, das es zu verteidigen gibt, das Recht auf unversehrtes Leben! Da wo das Handeln eines Menschen anderen Menschen Schaden zufügt, muss es Regeln und Grenzen geben, die nicht überschritten werden dürfen! Das ist beim Autofahren so, dass sich alle an feste Regeln halten müssen, das ist im täglichen Umgang miteinander genau so wichtig.
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Und es ist mir wichtig, daran zu erinnern, dass die an und mit Corona Gestorbenen nicht irgendeine Zahl im täglichen Bericht des Oberbürgermeisters sind! Die schon weit mehr als hundert Menschen, die im Kreisgebiet im Zusammenhang mit Corona bisher gestorben sind, sind Menschen mit Familien, die jetzt um sie trauern. Diese Menschen sind der Auftrag für uns alle, unsere Arbeit für die Gesundheit aller Einwohner der Stadt und des Kreises so gut wie irgend möglich weiter zu machen!
Ich erlebe hier am Ort und im Kreisgebiet dass ganz viele Menschen gut zusammen arbeiten, um möglichst viele Menschen korrekt und sicher zu impfen, dass Ärzte und ihre Mitarbeiter Freizeit und Wochenendtage opfern, dass viele freiwillige Helfer der Hilfsorganisationen viele Stunden dafür opfern, auch um Testangebote zu machen. Dass Stadtverwaltung und Kreismitarbeiter genauso engagiert wie Apotheker und viele andere Helfer kollegial und unkompliziert zusammenarbeiten.
Und ich finde wir haben schon viel erreicht, die Menschen in unseren Alten- und Pflegeheimen haben in letzter Zeit nur noch wenige schwere Erkrankungen erleiden müssen. Wir waren im Krankenhaus in der Stadt und in Birkenfeld bisher immer noch handlungsfähig, konnten weiterhin schwerkranke Menschen sicher behandeln und versorgen.
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Aber nicht nur bei Mitarbeitern im Krankenhaus liegen oft die Nerven blank, im Gesundheitsamt ist das Arbeitsaufkommen oft einfach nicht mehr zu schaffen, Labormitarbeiter kommen an ihre Grenzen. Und manchmal mag man in den Nachrichten über Corona nichts mehr hören, man möchte mal abschalten von der Pandemie.
Und natürlich sind nie alle Menschen mit allen Entscheidungen der politisch Verantwortlichen einverstanden, natürlich hat es auch immer wieder Fehler gegeben, die man dann wieder korrigieren musste. Aber das ist doch völlig normal, wo viele Menschen mit einer neuen und noch nicht ausreichend bekannten Erkrankung umgehen müssen! Keine Regierung in der Welt hat bisher den einzig richtigen Weg gefunden, mit der Pandemie umzugehen! Trotz aller notwendigen Kritik erwarte ich aber, dass alle vom guten Willen aller Politiker und aller Helfenden ausgehen, möglichst alles richtig zu machen! Kritik sollte kollegial und fair sein und nicht verletzend oder gar hasserfüllt.
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Wir wollen die Pandemie mit allen zusammen demokratisch und fair miteinander durchstehen und später stolz auf unsere Gemeinschaft sein können!
Wir wollen nach überstandener Krise auch das wieder tun können, wofür Idar-Oberstein – bestimmt nicht nur für mich - immer liebenswert war - wieder mit Nachbarn und Freunden zusammen den Schwenkbraten genießen, ein Bier trinken und ganz viel miteinander reden! Ich bin mir sicher, dass alle hier mithelfen wollen, dass das bald wieder möglich wird.
Eduard Erken
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